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Aachener Erleuchtungen

Das Lichtprojekt Aachen ist nun seit einigen Jahren aktiv und hat sich zum Ziel gesetzt, Aachen ins "rechte Licht zu rücken". Durch flächendeckende Beleuchtung von öffentlichen und privaten Gebäuden soll Aachen zur "Lichterstadt" gemacht und für Investoren und Einwohner attraktiver und lebenswerter gemacht werden.

Nur, Investoren schauen auf andere Fakten als auf beleuchtete Bauwerke. Zum Beispiel Standortlage, Standortqualität etc. Und für die Bürger gibt es im Zeichen absoluter Ebbe in der Stadtkasse andere Prioritäten, die beachtet sein wollen.

Durch den massiven Einsatz von künstlichem Licht wird der nächtliche Sternenhimmel für viele Stadtbewohner zu etwas, daß man nur noch, ebenfalls künstlich, aus dem Planetarium oder Fernsehen kennt. Bereits jetzt können an der Sternwarte am Hangeweiher nur noch ein Bruchteil an Himmelsobjekten beobachtet werden, wie noch vor Jahren. Straßenlaternen, Flutlichtanlagen, Skybeamer und neuerdings das "Lichtprojekt" machen es uns immer schwerer, den Besuchern der Sternwarte die Schönheiten des Nachthimmels zu präsentieren, der den Menschen seit jeher fasziniert hat. Nicht zu unterschätzen ist gerade im Bereich der Kinder- und Jugendbildung der nachweisliche didaktische und schulische Nutzen, sich mit der Astronomie, die praktisch alle Naturwissenschaften, die Technik, aber auch Philosophie und Religion zusammen führt, zu befassen. Es ist eine Freizeitbeschäftigung, die mit wenig Geld ein hohes Maß an spielerischer Neugier, aber auch direkte Bildung vermittelt.

Betroffen von zu viel künstlicher Beleuchtung sind aber auch nachtaktive Insekten, Fledermäuse und Zugvögel. Insekten werden von den hellen Lichtquellen angezogen und verbrennen schließlich in der Hitze der Lampe. Fledermäuse werden durch übermäßiges Anstrahlen von Gebäuden bis in die frühen Morgenstunden massiv in ihrem Lebensraum bedroht, siehe Presseartikel unten. Schließlich sind Fälle bekannt, bei denen Kraniche von den starken Flutlichtanlagen, die eine Burgruine beleuchteten verwirrt wurden und schließlich entkräftet landen mussten.

http://www.taz.de/pt/2002/07/26/a0183.nf/text

www.taz.de/pt/2002/07/26/a0181.nf/text

Nicht zuletzt sollte man sich fragen, ob eine derartige Energieverschwendung wie das Bestrahlen der Gebäude einer ganzen Stadt in Zeiten knapper Kassen und schrumpfender Energiereserven noch zeitgemäß ist. Bei anderen Gelegenheiten schmückt sich Aachen auch sehr gerne mit dem Prädikat "ökologische Stadt der Zukunft". Ist nicht allein schon jede nicht Nutzenbringende, ja Schaden verursachende Verwendung von Licht eine Verschwendung?

Wir meinen: Die gezielte und dezente Beleuchtung von historischen Gebäuden wie Dom, Rathaus und anderen sind sicher unterstützenswert, sofern das eingesetzte Licht die Gebäude, und nicht etwa den Nachthimmel beleuchtet. Das ist heute mit den Methoden der Beleuchtungstechnik und dem Fachwissen entsprechender Ingenieurbüros/Hochschulen möglich.

Eine generelle Beleuchtung aller möglichen Gebäude, wie Industrieanlagen, Brücken und Windräder halten wir hingegen für eine sinnlose Verschwendung von Energie und öffentlichen Geldern. Ebenfalls stellen solche Vorhaben die sinnvolle Durchführung von nächtlichen Himmelsführungen an der Sternwarte in Frage und sind auch eine Gefahr für die Natur.

Jan Hattenbach