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Geschichte

In Aachen hat die Astronomie Tradition; diese ist mit den Namen zweier in der Fachwelt bekannter Astronomen verbunden, und zwar mit Eduard Heis (1806-1877) und Ludwig Schupmann (1831-1920).

Eduard Heis war ab 1837 Oberlehrer für Mathematik, Chemie und Physik an der Real- und Gewerblichen Schule in Aachen. Er errichte auf dem Dach der Bürgerschule am Katschhof einen sogenannten "Himmelsposten", sozusagen den Vorläufer der heutigen Sternwarte am Hangeweiher. Seine umfangreichen und systematischen Himmelsstudien über Sternschnuppen und veränderliche Sterne gelten heute noch als grundlegende Arbeiten. 1852 wechselte Eduard Heis als Universitätsprofessor für Mathematik und Astronomie nach Münster.

Ludwig Schupmann war Professor am Königlichen Polytechnikum, der späteren RWTH Aachen. Er erfand einen besonderen Fernrohrtyp, das Schupmann- oder Medial-Fernrohr. Dieser Fernrohrtyp setzte sich aber nicht durch, da die Entwicklung der Linsenteleskope durch die der Spiegelteleskope abgelöst wurde. Jedoch existieren heute noch Fan-Clubs in den USA unter dem Namen "Schupmann-Club".

Beiden Astronomen zu Ehren benannte der Mondkartenzeichner Johann Philipp Heinrich Fauth zwei Krater auf dem Mond. Seine riesige Mondkarte im Maßstab 1:1000000 wurde jedoch erst 1964 veröffentlicht, 23 Jahre nach dem Tod des Kartenzeichners. Im Jahr 2009 änderte die Internationale Astronomische Union auf ihrer Generalversammlung den Namen des Kraters "Schupmann" in "Hell B".    

Die Volkssternwarte am Hangeweiher wurde am 6. Juli 1935 eröffnet. Doch bereits 1941 wurde der Beobachtungsbetrieb eingestellt, weil die Sternwarte als Beobachtungsstand für die Luftabwehr verwendet wurde. Das Zeiss-Objektiv des Fernrohrs wurde damals demontiert und mit vielem optischen Zubehör  im Kellergewölbe des Aachener Rathauses gelagert. Bei der Eroberung Aachens im Herbst1944 wurde das Sternwartengebäude schwer beschädigt. Doch bereits im Mai 1945 begann man mit der Beseitigung von Schutt und Trümmern und reparierte anschließend die meisten Schäden soweit, dass Beobachtungen mit dem Fernrohr wieder möglich waren. Am 18. März 1946 wurde die Sternwarte wieder eröffnet. Sie ist trotz der Kriegseinwirkungen und der Nachkriegswirren in ihrem ursprünglichen Bauzustand und mitsamt ihrem originalen Kuppelmobiliar und ihrer Original-Geräteausstattung erhalten geblieben. In dieser Hinsicht ist die Volkssternwarte am Hangeweiher geradezu einmalig und steht daher seit über 30 Jahren unter Denkmalschutz.

Im Zuge einer Instandsetzungsmaßnahme am Gebäude durch die Stadt Aachen wurde das Fernrohr Anfang der 80er Jahre durch eine Gruppe Aachener Amateur-Astronomen auf freiwilliger Basis vollständig überholt.

Im Winter 1996/97 wurde das Untergeschoss der Sternwarte vollständig umgebaut. Seitdem steht den Besuchern der Sternwarte neben der Beobachtungskuppel mit Dachterrasse nun ein geeigneter Seminarraum samt Nebenräumen zur Verfügung.

Von 2003 bis 2004 wurde die Sternwartenkuppel komplett saniert und fachgerecht mit Aluminiumblech eingedeckt.

Seitdem sind das historische Fernrohr und das Kuppelinventar der denkmalgeschützten Sternwarte dauerhaft vor Regen, Sturm und Hagel geschützt.

2012 wurde die alte Bestuhlung durch eine neue, bequemere ersetzt.

Seit 2004 hat die Anzahl der Sternwartenführungen und der Besucher stark zugenommen. Im internationalen Jahr der Astronomie (IYA) 2009 konnte die Sternwarte bei 196 Führungen erstmals über 5200 Besucher verzeichnen. Deutlich sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie ab 2020 zu erkennen. Heute ist die Sternwarte eine beliebte Anlaufstelle für Menschen aller Altersgruppen von nah und fern.

Die Coronapandemie ging auch an der Sternwarte nicht spurlos vorüber. Im März 2020 ging die Sternwarte in den Lockdown und war für Besucher zunächst komplett geschlossen. Im Juli 2020 wurde der Betrieb vorsichtig wieder aufgenommen und Führungen für Kleingruppen angeboten. Aufgrund steigender Infektionszahlen musste der Betrieb im November jedoch wieder eingestellt werden.

Aber auch während des Lockdowns fanden Aktivitäten an der Sternwarte statt. So wurden Online-Führungen für Schulen durchgeführt und der astronomische Arbeitskreis in Form einer Videokonferenz abgehalten. Die Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021, bei der auch der WDR in der Sternwarte war, wurde live in Youtube gestreamt.

Im Juli 2021 wurde der Führungsbetrieb wieder aufgenommen. 2023 kamen wieder mehr als 4000 Besucher in die Sternwarte.