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Komet C/2020 F3 (NEOWISE)

Nach vielen Jahren ohne helle Kometen zeigte sich im Sommer 2020 Komet C/2020 F3 (NEOWISE) am Himmel.

Der Komet wurde erst Ende März 2020 vom Weltraumteleskop WISE der NASA entdeckt, welches den Himmel systematisch im Infrarotbereich durchmustert.

NEOWISE war zunächst nur von der Südhalbkugel aus sichtbar. Nach seinem Durchgang durch den sonnennächsten Punkt seiner Bahn - dem so genannten Perihel - am 3. Juli 2020, war er auch von unseren Breiten aus zu beobachten.

Im Juli 2020 war NOEWISE ein auffallendes Himmelsobjekt und mit bloßem Auge sichtbar. Ab August konnte er nur noch mit dem Fernglas oder Teleskop beobachtet werden.

Anfang Juli war der Komet zunächst nur morgens früh, vor Sonnenaufgang in der Morgendämmerung sichtbar. Ab Mitte Juli erschien er abends über dem nordwestlichen Horizont.

Gegen Ende der abendlichen Dämmerung konnte man den Kometen mit einem Fernglas oder Teleskop aufspüren.

Von Mitte bis Ende Juli war NEOWISE auch mit bloßem Auge wahrnehmbar. Er erschien dann aber eher wie ein "verwaschener" Stern.

Ende Juli wanderte NEOWISE unterhalb des Großen Bären über den Himmel und war daher leicht zu entdecken. Die hellsten Sterne des Bären bilden ein markantes Muster, das auch als "Großer Wagen" bezeichnet wird. Die astronomisch korrekte Bezeichung des Sternbildes lautet allerdings Großer Bär.

NEOWISE konnte noch im August 2020 beobachtet werden. Die Karte zeigt die Positionen des Kometen, jeweils gegen 23.00 Uhr abends. NEOWISE wanderte durch das unauffällige Sternbild „Haar der Berenike“ in Richtung Jungfrau.

NEOWISE entfernte sich immer weiter von der Sonne und verlor daher an Helligkeit. Darüber hinaus ging er immer früher am Abend unter, so dass er in der hellen Dämmerung unsichtbar blieb. 

 

NEOWISE kommt aus den Tiefen des Weltalls. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er etwa 6600 Jahre. Der sonnenfernste Punkt seiner Bahn ist ca. 100 Milliarden km von der Sonne entfernt. Das ist etwa der 24fache Abstand des fernen Planeten Neptun von der Sonne. Seine lang gestreckte Bahn führt NEOWISE bis auf 44 Millionen Kilometer an die Sonne heran. Damit komt er der Sonne näher als der innerste Planet Merkur.

Der eigentliche Komet ist nur etwa 5 km groß. Er besteht aus Gestein, Staub, Wassereis und gefrorenen Gasen. Bei der Annäherung an die Sonne verdampfen große Mengen Eis und Gase werden frei gesetzt. Dabei werden Staub und kleine Gesteinsbrocken mitgerissen, die den mit schon bloßem Auge sichtbaren Schweif bilden.

Auf lang belichteten Fotos erkennt man den gelblichen Staubschweif, den der Komet auf seiner Bahn zurück lässt, sowie einen bläulichen Schweif, der aus Ionen, also geladenen Teilchen, besteht. 

Der Komet bewegt sich auf seiner extrem lang gestreckten Bahn unterschiedlich schnell. An seinem sonnenfernsten Punkt legt er nur etwa 110 km/h zurück. Je näher er der Sonne kommt, umso schneller wird er. Am sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht er mit ca. 280.000 km/h die größte Geschwindigkeit.

Die hohe Geschwindigkeit von NEOWISE macht sich für uns dadurch bemerkbar, dass er jeden Tag mehrere Grad am Himmel zurücklegt.

Für die nebenstehende Aufnahme wurden insgesamt 45 Fotos über einen Zeitraum von 30 Minuten gemacht und mittels spezieller Software übereinander gelegt (gestackt). Der Komet hat sich während der Aufnahmen vor den Sternen deutlich bewegt. Um die Bewegungsunschärfe im Summenbild auszugleichen, wurden die einzelnen Fotos auf den Kometen ausgerichtet. Dadurch wird der Komet schärfer abgebildet und die Sterne zu Strichen auseinander gezogen. Durch diese Technik werden Strukturen im Schweif erkennbar. 

 

Am 23.07.2020 durchlief NEOWISE den erdnächsten Punkt seiner Bahn. Er war zu diesem Zeitpunkt rund 103 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Günther Bendt, Mitglied des astronomischen Arbeitskreises an der Sternwarte, war am Abend des 22.Juli mit dem WDR unterwegs und beobachtete den Kometen vom Dreiländerweg bei Aachen aus.

André Müller war einer ersten aus dem astronomischen Arbeitskreis an der Sternwarte, dem Fotos von NEOEWISE gelangen. Am 07.07.2020 nahm er den Kometen über Aachen auf. Er schreibt dazu:

"Für die Fotos hat der Wecker ausnahmsweise schon um 3 Uhr geklingelt. Dann mussten nur noch die bereitgestellte Thermoskanne mit Kaffee gefüllt und Kamera sowie Stativ gepackt werden, um einen Beobachtungsplatz mit möglichst guter Nord-Nordostsicht aufzusuchen. Für das Bild habe ich mich für eine schöne Stelle am Aachener Waldrand in Hanbruch entschieden, wo man freie Sicht nach Norden auf den Lousberg hat.

Die Entscheidung war genau richtig. Der Komet ist hell genug, dass er auch schon knapp über dem Horizont bei dämmrigen Himmel gut zu sehen war. Als dann kurz nach 4 Uhr  die Vögel anfingen hinter mir im Wald aufzuwachen und laut zu zwitschern, verschwand der Komet auch langsam am heller werdenden Morgenhimmel. Und während man beim Klingeln des Weckers um 3 Uhr die Sinnhaftigkeit seines Hobbys noch hinterfragt, wird es einem klar, warum man das Ganze macht, wenn man mit einem heißen Kaffee in der Hand bei (scheinbar) ohrenbetäubendem Vogelgezwitscher den Tag beginnen sieht."

Am 20.07.2020 nahm André Müller NEOWISE neben der Aachener Sternwarte auf. Im Vergleich zum 07.07.2020 hatte der Komet schon deutlich an Helligkeit eingebüßt.

Zu den Aufnahmen:

Abb. 1: Die Aufnahme wurde am 12.07.2020 gegen 23.00 Uhr mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (dSLR) Canon 5D Mk II und einem 200 mm Teleobjektiv gemacht. Es wurde 4 Sekunden mit Blende 4 und ISO 1600 belichtet. An diesem Abend war der Komet schwierig zu beobachten, da Wolkenschichten über dem Horzont lagen. © Kurt Schaefer

Abb. 2: Die Aufnahme entstand am 11.07.2020 gegen 3.00 Uhr morgens mit einer dSLR Nikon; 35 mm Brennweite. Belichtungszeit 5 Sekunden; ISO 800. Links im Vordergrund ist das Windrad bei Raffelsbrand in der Eifel zu sehen. © Günther Bendt

Abb. 3: NEOWISE am 11.07.2020 gegen 4.00 Uhr morgens; dSLR Nikon; 100 mm Brennweite; Belichtungszeit 1,3 Sekunden; ISO 1600. Die Aufnahme entspricht in etwa dem Anblick in einem Fernglas. © Günther Bendt

Abb, 4: NEOWISE am 13.07.2020 gegen 23.00 Uhr, aufgenommen in der Nähe von Raeren, Belgien. Die Aufnahme gibt in etwa den Eindruck wieder, der sich mit bloßem Auge bot; dSLR Canon 5D Mk II; 40 mm; f/4; 8 s; ISO 800. © Kurt Schaefer

Abb, 5: NEOWISE am 20.07.2020, 23.50 Uhr, aufgenommen im Hohen Venn, Belgien; dSLR Canon 5D Mk II; 17 mm; f/4; 8 s; ISO 1600. © Kurt Schaefer

Abb. 6: Aufsuchkarte; erstellt mit der Freeware Stellarium.

Abb. 7: NEOWISE am 20.07.2020 gegen 23.15 Uhr, aufgenommen bei Aachen-Orsbach. Aufgrund der langen Belichtungszeit  wurde die Kamera auf einem Fotostativ mit einer "Star Adventurer"-Nachführeinheit nachgeführt. Dadurch wurde verhindert, dass der Komet und die Sterne infolge der Erddrehung unscharf abgebildet wurden; dSLR Canon 60D; 135 mm; f/4; 10 s; ISO 800; insgesamt 24 Aufnahmen wurden mittels spezieller Software überlagert ("gestackt") © Dirk Beba

Abb. 8: NEOWISE am 21.07.2020 gegen 00.00 Uhr, aufgenommen im Hohen Venn, Belgien, unter idealen Sichtbedingungen. Nachgeführt mit "Astrotrac" auf Fotostativ. dSLR Canon 1200D; 200 mm; f/4; 30 s; ISO 3200. Insgesamt 45 Aufnahmen wurden "gestackt" und auf den Kometen ausgerichtet © Kurt Schaefer

Abb. 9: NEOWISE am 22.07.2020 gegen 00.00 Uhr; dSLR Nikon; 100 mm Brennweite; Belichtungszeit 3 Sekunden; ISO 800.  Insgesamt 56 Aufnahmen wurden gestackt. © Günther Bendt

Abb. 10: NEOWISE am 07.07.2020 früh morgens über Aachen; dSLR Nikon D7200; 70-200mm/2.8 Teleobjektiv bei 70mm Brennweite; Blende 5; 10s Belichtungszeit bei ISO 100. Nachgeführt mit einem "Star Adventurer". 9 Aufnahmen des Kometen wurden gestackt. Für den statischen Vordergrund wurden ebenfalls 9 Aufnahmen gemacht und übereinander gelegt, um das sogenannte Bildrauschen zu reduzieren. Die Summenbilder des Kometen und des Vordergrundes wurden zu dem hier gezeigten Bild kombiniert © André Müller

Abb. 11: NEOWISE am 07.07.2020, früh morgens; dSLR Nikon D7200; 70-200mm/2.8 Teleobjektiv bei 200mm Brennweite; Blende 5; 10s Belichtungszeit bei ISO 100. Bei den Aufnahmen wurde ebenfalls nachgeführt. 9 Aufnahmen wurden gestackt © André Müller

Abb. 12: NEOWISE am 21.07.2020 gegen 1:00 Uhr morgens; dSLR Nikon D7200; 16mm; f/2.8; 30s; ISO 800 © André Müller